Schmerz kann das Herz öffnen

Verzeihen – wieder frei werden für das pralle Leben

Am 23.11.2019 kamen 11 Frauen zusammen zum Tagesseminar „Verzeihen – frei werden für das pralle Leben“, veranstaltet vom Frauenforum Wiesloch e.V.

Wir beschäftigten uns mit Fragen wie:

  • Was ist mit Verzeihen gemeint im Unterschied zu vergeben oder versöhnen?
  • Warum fällt Verzeihen so schwer?
  • Warum ist Verzeihen so wichtig?
  • Was ist der persönliche Gewinn, wenn wir verzeihen können?
  • Wie können wir gute Bedingungen schaffen, damit wir verzeihen können?
  • Warum sind moralische Forderungen dabei nicht hilfreich?
  • Warum Verzeihen nichts zu tun hat mit Schwäche.

Was wir unter Verzeihen verstehen:

In der ursprünglichen Wortbedeutung wird unter Verzeihen der „Verzicht auf Rache“ verstanden. Da geht es darum, das Erlebte wirklich zu verstehen und zu verarbeiten. Denn wenn das nicht gelingt, verletzen wir uns immer wieder selbst, wenn wir gedanklich die verletzende Situation wiederholen. Viele Menschen erstarren dabei innerlich, um nicht von ihren Gefühlen überrollt zu werden. Das hat aber auch zur Folge, dass sie die verletzten Gefühle, die Hinweise sind aus ihrem Unbewussten, weniger deutlich spüren. Das heißt, der Zugang zur Intuition, der hilfreich sein könnte für die Lösung des Konflikts ist erschwert oder versperrt. Dazu kommt, dass regelmäßig Zorn, Wut, Hilflosigkeit und Rachegefühle ausgelöst werden und im Verborgenen schwelt der Ursprungskonflikt weiter. Beides schwächt uns immer wieder.

Hilfreiche Bilder

Luskin, ein Psychologe, der zum Thema verzeihen viel geforscht hat, beschreibt die Situation, wenn wir nicht verzeihen können, vielleicht weil das Gegenüber keine Schuld sieht oder nichts von unserer Verletzung weiß, weil wir erst Gerechtigkeit wiederhergestellt haben wollen oder …
Diesen Zustand  vergleicht er damit, dass am Himmel lauter Kampfflugzeuge unterwegs sind. Verzeihen wäre dann, die Flugzeuge landen zu lassen, so dass wieder Ruhe einkehrt. Es geht beim Verzeihen darum, nicht mehr zuzulassen, dass der Schmerz über das Erlebte unsere Leben bestimmt. Verzeihen ist also eine Art Selbstfürsorge und hat erst einmal nichts zu tun mit der Schwere der Schuld oder braucht nicht die Einsicht des anderen Beteiligten. Wie Miguel Ruiz es formulierte:

„Wir müssen jenen vergeben, von denen wir glauben, dass sie uns Unrecht angetan haben. Nicht, weil sie es verdienen, sondern weil wir so viel Liebe für uns selbst empfinden, dass wir nicht weiterhin für diese Ungerechtigkeiten bezahlen wollen.“

Was geschehen ist, ist geschehen.

In der Gruppe wurde deutlich, dass viele Schwierigkeiten haben, zu verzeihen, weil es schwer ist, anzunehmen, was geschehen ist. Die Einsicht, dass wir die Vergangenheit nicht ändern können, wird häufig verwechselt damit, das Geschehende gut zu heißen.
Da möchte ich mit dem Zitat von Dalai Lama noch betonen:
Verzeihen heißt nicht, dass man alles hinnimmt, was andere einem zufügen!

Was geschehen ist, ist geschehen! Jetzt geht es darum, den Schmerz zu verarbeiten und dafür zu sorgen, dass wir uns erholen, dass wir wieder frei werden für ein glückliches Leben. Dafür lohnt es sich, wieder Selbstverantwortung zu übernehmen. Leider passiert es manchmal, dass Menschen im Leid stecken bleiben, weil sie Angst haben, andere könnten dann das Unrecht „wegwischen“ oder „klein reden“. Im Grunde ist das dann wie „eine glühende Kohle in der Hand halten, um sie bei nächster Gelegenheit auf den Täter zu werfen“ (Buddha)

Lösungsschritte

Das Seminar war auch für mich als Dozentin ein Geschenk, weil sich die Teilnehmerinnen sich in der Gruppe sehr öffnen konnten. Dabei wurden die schmerzlichen Geschichten nicht noch einmal erzählt. Stattdessen ging es darum, sich vorzustellen, wie es uns geht, wenn das Verzeihen schon gelungen ist.

Im nächsten Schritt fragten wir uns, was uns helfen könnte, bereit zu werden zu verzeihen. Mit Hilfe der Werkzeuge des Zürcher Ressourcenmodells fanden die Teilnehmerinnen im Unbewussten passende Bilder. In Kleingruppen übersetzten wir die Kraft-Bilder und formulierten damit jeweils einen persönlichen Kraftsatz. Auf diese Weise entdeckten wir einige Kraftquellen. Dann bereiteten wir uns darauf vor, wie wir diese Kraftquellen im Alltag zu nutzen können, um so neue hilfreiche Gewohnheiten zu bilden (anstatt uns selbst zu verletzen, indem wir immer und immer wieder über die Verletzung nachdenken oder andere beschuldigen).

Ein herzliches Dankeschön an Karin Becker vom Frauenforum für Ihre Unterstützung in der Pressearbeit!

Wer Lust hat, sich auf ähnliche Weise bereit zu machen zu verzeihen, kann sich hier eintragen in meinen Verteiler, denn ich plane im Februar 2020 wieder ein ähnliches Seminar. Oder Sie können mir eine Mail schreiben, dann merke ich Sie vor als Interessentin.

Published by