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Seit einigen Wochen spüre ich das Bedürfnis, mehr Ruhe in meinen Alltag zu bringen. Aber wir sind ja ständig umgeben von Informationen und Unterhaltungsangeboten. Nur nichts verpassen… wie soll das nur zu schaffen sein…
Manchmal ist weniger mehr…
Immer wieder merke ich, dass meine Tage so viel reicher sind, wenn ich weniger tue und achtsamer dabei bin. Wie ich mich verliere, wenn ich mir zu viel vornehme. Und wie ich immer wieder darauf reinfalle, was alles erledigt werden „muss“! Bei näherem Hinsehen „muss“ vieles tatsächlich gar nicht, es sind alte Muster und Zwänge in meinem Kopf, von denen ich mich nicht hetzen lassen „muss“.
Wie wohltuend ist es dann, sich selbst Raum zu geben, dieses „Müssen“ anzuschauen, durchzuspüren. Wieder Ruhe zu finden für das, was mich nährt und was mir wirklich wichtig ist.
Woher nehmen wir unsere Kraft?
Leider sind wir so es gewohnt, im Außen nach dem zu suchen, was wir brauchen, dass wir oft unsere inneren Schätze übersehen. Es ist dann, als ob ein reicher Mensch ängstlich im Staub am Wegrand stochert, um Nahrung zu finden – obwohl seine Speisekammer zu Hause reich gefüllt ist von einer Vielfalt an frischer Nahrung.
Manchmal fällt es uns schwer, Stille und Leere auszuhalten. Und es lohnt sich! Denn das ist die Voraussetzung, um Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu können und unsere inneren Schätze zu spüren.
Sehnsucht kann uns zu unseren inneren Schätzen führen
Für viele Menschen ist Sehnsucht etwas Zwiespältiges: Verheißungsvoll, ihr zu folgen, und dann ist es so schmerzlich, weil sie auch als Mangel wahrgenommen wird. Vielleicht braucht es deshalb auch Mut, still zu werden, nach innen zu lauschen und auch Wünsche und Sehnsüchte wahrzunehmen. Wenn wir den Mut aufbringen, werden wir reich belohnt!
„Unsere Wünsche sind
Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen,
Vorboten desjenigen, was wir zu leisten imstande sein werden.“
Johann Wolfgang von Goethe
Enttäuschungen und Misserfolge bringen den Erfolg oft später
Nicht all unsere Sehnsüchte können Wirklichkeit werden… Trotzdem ist es wichtig und heilsam, sie wahr-zu-nehmen. Vielleicht lässt sich ein Wunsch nicht so, wie ursprünglich erhofft, verwirklichen. Wer jetzt enttäuscht aufgibt, könnte erkennen, dass es meist sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten gibt, eine Sehnsucht zu erfüllen. Wer sich jetzt dafür öffnet, kann ganz spontan vom Mangel zur Fülle zurückfinden. Da ist es oft hilfreich, nicht zu viel auf einmal zu wollen, zu überlegen, wie könnte ich „etwas davon“ in meinen Alltag bringen.
Etwa wenn es zeitlich oder finanziell nicht möglich ist, in einer Mannschaft aktiv Tennis zu spielen. Sich zu fragen: Was daran ist das, was mir gut tut? Mich auspowern und spielerisch um den Sieg kämpfen? Geht es mir um den Kontakt zu den MitspielerInnen? Wenn ich herausfinde, es geht mir gar nicht direkt um Tennis, mir ist wichtig, regelmäßig körperlichen Ausgleich zu finden und dabei die Möglichkeit zum Kontakt zu haben, dann könnte ich mich z.B. bei einem kostenlosen Walking-Treff anschließen.
Es ist so wertvoll, an einer noch unerfüllten Sehnsucht dranzubleiben, meist lässt sich „etwas davon“ doch irgendwie leben!
Was wäre, wenn ich von jetzt an meine Sehnsüchte ernst nehme, auch wenn es unsicher ist, ob sie so, wie ich sie gern verwirklichen möchte, jemals möglich sind? Nehmen Sie sich doch einmal die Zeit, ein paar „Was-wäre-wenns“ zu spüren, am besten schreiben Sie spontan, was Ihnen dazu einfällt, damit Sie die Ideen später noch einmal zur Inspiration nutzen können.
Was wäre wenn…
… ich Misserfolg nicht unbedingt vermeiden müsste? Wenn ich ihn als Lernchance nutzen könnte?
… ich vertrauen könnte, dass mir alles (!), was passiert, zum Besten dient?
… wenn ich in dieser Haltung annehmen könnte, was ist und alle Kraft für mein Handeln frei hätte?
Es gibt eine Sufi-Geschichte, die diese Haltung wiederspiegelt. Im Sufismus geht es darum, die spirituellen Erkenntnisse möglichst gut im Alltag zu verwirklichen. Die Ideale sind Schönheit, Harmonie und Liebe. Sufis wurden damals verfolgt und getötet. Das Göttliche erkennen die Sufis in sich selbst und sie sehen ihren Körper als Tempel. Gleichzeitig üben sie sich darin, das Göttliche zu erfahren als Liebe, GeliebteR und LiebendeR. So wurde nun ein Sufi zum Tod durch den Giftbecher verurteilt. Er fühlte sich so geborgen in der göttlichen Liebe, das es ihm leichtfiel, auch in dieser Situation zu vertrauen, dass alles, was geschieht, sein Gutes hat. Als ihm von einem der Verfolger der Giftbecher mit wüsten Beschimpfungen gereicht wurde, betete er leise: „Geliebter, du täuschst mich nicht mit diesen Schmähungen, ich nehme den Becher aus deiner Hand!“
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