Ich komme gerade zurück von einer Fortbildung über Gefühle. Habe mir dann zusätzlich noch einen Urlaubstag in Konstanz geschenkt. Als ich da so am Ufer des Bodensees saß, kam mir wieder die Verbindung, dass Gefühle ganz viel mit Fließen zu tun haben. Und wie lebendig es sich anfühlt, „im Fluss“ zu sein. Mihály Csíkszentmihályi hat dafür den Begriff „Flow“ geprägt. Er beschreibt diesen Zustand als Glückssgefühle, wenn wir in eine Tätigkeit vertieft sind und völlig darin aufgehen, verbunden mit dem Erleben, dass wir uns schwierigen Aufgaben stellen und sie lösen können.
Unser Gehirn unterstützt diesen Zustand dann damit, dass wir nur noch auf unser Tun konzentriert sind und alles andere ausblenden. Das ist hilfreich, um an unserem Tun dranzubleiben und unser Ziel zu verfolgen, kann aber dazu führen, dass wir Wichtiges ausblenden und vernachlässigen.
Gemischte Gefühle
Genauso blenden wir manchmal gemischte Gefühle aus. Beispielsweise möchten wir schwierige Gefühle nicht spüren, versuchen sie zu überdecken mit positiven Gedanken. Was eben auch dazu führen kann, dass wir anstehende Probleme nicht sehen und nicht lösen.
Oder auch umgekehrt. Wenn wir traurig sind, nehmen wir manchmal Positives nicht mehr wahr und blenden das Schöne und Stärkende aus, spüren nur noch Schwere.
Gemischte Gefühle nehmen wir oft als Zerrissenheit war, und das ist nicht leicht auszuhalten. Aber wenn wir uns trotzdem öffnen für unsere gemischten Gefühle, dann machen wir es möglich, weiter zu wachsen. Dabei ist die Gefühlsbilanz eine gute Hilfe. Mit diesem ZRM®-Instrument zeichnen wir die Intenstität unserer Gefühle ein in einer Skala von 0-100, auf der einen Skala für schwierige Gefühle und dann auf einer neuen Skala für angenehme Gefühle. Um dann zu schauen, was kann ich selbst tun, um die angenehmen Gefühle zu verstärken und die unangenehmen Gefühle zu „entschärfen“. So kommen wir wieder in die Kraft und spüren deutlicher, wo wir Einfluss nehmen können.
Das Geschenk von gemischten Gefühlen
Es geht also nicht darum, das Unangenehme wie Traurigkeit oder Schmerz auszublenden, um sich gut zu fühlen. Wenn ich das Schöne, das Angenehme, das, wo ich mich genährt fühle und Fülle spüre, wahr-nehme, dann fällt es mir leichter, auch Schwieriges und unerfüllte Wünsche anzuschauen. Und ich kann Möglichkeiten finden, Sehnsüchte Schritt für Schritt wahr zu machen. Wir können uns mit angenehmen Gefühlen stärken, um dann auch Schwieriges anzuschauen und uns daran weiter zu entwickeln!
Das braucht natürlich ein bisschen Mut. Genauso wie „im Fluss sein“ nichts ist für Kontrollfreaks. Nicht gleich bewerten, erst mal hinspüren. „Ist das was für mich? Was daran tut mir gut, was lässt mich eher zögern oder bremsen?“ Offen sein für das, was der Moment mir schenken will…
„Gefühle sind Treibstoff für Veränderung“
ist eines meiner Lieblingszitate von Callahan. Unsere Gefühle wahr-nehmen, um uns weiter zu entwickeln, damit wir das Geschenk für die Welt sein können, als das wir gedacht sind. Dabei ist uns unser Körper eine große Hilfe. Denn er spiegelt unsere Gefühle, leider sind wir nur wenig gewohnt, darauf zu achten. Ein Grummeln im Magen könnte uns warnen, dass wir uns gerade entfernen von dem, was uns gut tut. Ein Wohlgefühl, innere Weite und Freudefunken zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Auf diese körperlichen Zeichen unserer Gefühle zu achten, ist ein guter Weg, uns besser zu spüren, zu uns selbst zu stehen, authentisch und erfüllt zu leben. Ich wünsche mir selbst und uns allen, dass wir immer mal innehalten, wahr-nehmen was ist und diese wertvolle Botschaft von Seele und Körper ernst nehmen.
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