Was wir uns selbst manchmal antun…
Kürzlich las ich den Spruch: „Man kann in keine schlimmeren Hände fallen als in seine eigenen.“ (Verf. unbekannt). Wenn ich meinen Umgang mit mir selbst anschaue oder das, was mir meine KlientInnen erzählen, dann habe ich den Eindruck, da ist leider etwas dran!
„Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann…“
Charlie Chaplin zeigt uns da ganz andere Möglichkeiten, mit sich selbst umzugehen in seinem Text zu seinem 70.Geburtstag mit dem Titel „Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann…“
Ich will hier nur den ersten Abschnitt davon zitieren (hier der ganze Text):
„Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und dass alles, was geschieht, richtig ist. Von da an konnte ich ruhig sein. Heute weiß ich, das nennt sich „SELBSTACHTUNG“.
Stellen wir uns doch einmal vor, wir hätten die sichere Zusage, immer am richtigen Ort zu sein. Ich merke, dass ich bei diesem Gedanken sofort aufatme und in mir breitet sich ein wohliges Gefühl von Frieden aus. Dann wäre ich gelassen, ich könnte mir leichter Zeit nehmen, zu spüren, was jetzt wichtig ist und es tun, ohne innere Zweifel, ohne mich immer wieder in Frage zu stellen. Ich könnte Widriges sicher leichter annehmen. Im Nachhinein habe ich auch bei schwierigen Ereignissen oft einen Sinn erkannt. Wenn ich schon VORHER darauf vertrauen könnte, das alles einen Sinn hat, dann wäre vieles einfacher!
Ich glaube, es würde mir leichter fallen, mir selbst treu zu sein.
Was ist das eigentlich, mein Selbst?
Psychologisch und spirituell ist der Sprachgebrauch „Selbst“ nicht einheitlich. In östlichen Kulturen wird das „Selbst“ meist als Gegenpol zum „Ich“ gesehen. Ich glaube aber, beide bilden eine Einheit, sind wie zwei Seiten einer Medaille des Menschseins. Und wir können mit unserem Bewusstsein von einem zum anderen wechseln.
Im Ich-Bewusstsein spüre ich meine Eigenheiten, das was mich ausmacht, worin ich mich von anderen unterscheide. Oder wenn ich eine Entscheidung treffen will, dann kann ich das nur im Ich-Bewusstsein.
Im Selbst spüre ich die Verbindung zu allen Wesen, merke, wie viel mich mit anderen verbindet. Alle Lebewesen suchen das Glück, wollen den Schmerz vermeiden. Im Selbst sind wir verbunden durch moralische Vorstellungen, die wir mit den Menschen um uns herum teilen, oft ohne dass es uns bewusst wäre. Und im Selbst können wir uns auch mit der Energie des Göttlichen oder der Quelle allen Seins verbinden. Wenn wir uns auf diese Verbundenheit mit allem, das All-Eins-Sein, konzentrieren, fällt es oft leichter, den eigenen Weg zu erkennen. Wir können dann mit dem Ich viel leichter Entscheidungen treffen und unsere Ideen verwirklichen. Zumal das Selbst „mit unbestechlicher Liebe“ auf das Ich schaut. Diese Selbst-Liebe sollten wir uns nicht entgehen lassen!
Wie wäre es nun, wenn mein Ich und mein Selbst sich immer wieder austauschen, miteinander spielen könnten, vielleicht sogar tanzen… und wir so die Haltung der Selbstachtung, wie Charlie Chaplin es beschreibt, einüben könnten?
Ich glaube, das würde dazu beitragen, dass wir inneren Frieden kultivieren und wir hätten viel mehr Energie für die Dinge, die uns wirklich wichtig sind…
Alles ist mit allem verbunden…
Um diese Selbst-Liebe zu erfahren, reicht es vielleicht schon, sich immer mal wieder bewusst zu machen, dass alles mit allem verbunden ist. Wie es William James formuliert: „We are like islands in the sea, strangers on the surface but connected in the deep.“ … Manchmal fühlen wir uns wie einsame Inseln im Meer, wie Fremde, aber in der Tiefe sind wir verbunden.
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