Manchmal passieren Dinge, die uns schwer gegen den Strich gehen, die wir unverständlich oder ungerecht finden. Unangenehm vor allem dann, wenn wir nichts dagegen tun können. Wir können uns ärgern, erinnern uns aber vielleicht noch rechtzeitig, dass wir dazu nicht verpflichtet sind 😉
Gerade wenn ich keinen Einfluss auf die unerwünschte Situation habe, passiert es mir manchmal, dass ich mich kaum auf etwas anderes konzentrieren kann. Als ob das Thema mich eingefangen hätte, alle meine Energie gebunden hätte, sehr unangenehm fühlt sich das an! Dann hänge ich wie eine Klette an dem, was ich nicht will!
Sehr hilfreich für solche schwierigen Situationen finde ich die Loslassübung von meinem geschätzten Lehrer Siegfried Essen. Darin geht es darum, die Energie wegzulenken von dem Ereignis, was mich vielleicht verletzt und jetzt vollkommen einnimmt und mir die Kraft nimmt. Um mich darauf zu konzentrieren, was ich stattdessen brauche und mich damit zu nähren. Das heißt, ich verändere meinen Fokus weg von dem Schwierigen hin auf das Heilsame. Klingt logisch, oder? Und trotzdem fällt es uns oft so schwer.
Warum ist das nur so?
Es ist ein Automatismus, der in unseren Genen angelegt ist. Denn wenn wir uns nicht kümmern um das, was uns gefährlich werden kann, könnte es unser Leben kosten. Deshalb können wir oft nur schwer unseren Blick weg von dem Schwierigen hin zu dem Hilfreichen wenden.
Und es geht auch keinesfalls darum, sich abzulenken oder mit irgendetwas Angenehmen einzulullen. Deshalb plädiere ich unbedingt dafür, zuerst hinzuspüren, was mich da so umtreibt, warum ich gerade nur schwer das Jetzt akzeptieren kann.
„Was ärgert… verletzt… nervt mich daran?“
„Was wünsche ich mir stattdessen?“
„Was kann ich tun, damit es mir wieder besser geht?“
Das sind hilfreiche Fragen, die nicht unbedingt leicht fallen. Die uns aber helfen, besser zu verstehen, was uns da gerade fesselt und so viel Kraft kostet.
Wenn ich gerade meine Fassung verloren habe, kann ich mit diesen Fragen eine neue Fassung finden. Und ich lerne etwas über mich – und meine Bedürfnisse. Auch wenn ich die ursprüngliche Situation nicht verändern kann, so kann ich jetzt die Lage für mich erträglicher machen, indem ich genau schaue, wo ich Einfluss nehmen kann und wo meine Möglichkeiten enden. Das zu unterscheiden, ist der springende Punkt. Wie es Reinhold Niebuhr schon in seinem Gelassenheitsgebet formuliert hat… um anzunehmen, was ich nicht ändern kann und zu handeln, wo ich etwas verändern kann.
Wenn ich auf diese Weise annehme, was ist und die Situation nutze, mich weiter zu entwickeln, dann kann aus dem Unangenehmen eine Art Humus werden, aus dem das Neue herauswachsen und erblühen kann, so kann durch eine unangenehme, vielleicht ungerechte Situation noch etwas Gutes werden. Oft brauchen wir einen unangenehmen Impuls, um uns weiter zu entwickeln. Dann kann aus dem Schlamm eine wundervolle Lotosblüte wachsen.
Manchmal sind wir doch wie eine Klette…
Oft stelle ich bei mir selbst und auch bei meinen KlientInnen fest, wie schwierig es trotz dieser wertvollen Erkenntnisse ist, nicht wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Logische Einsichten ermöglichen eben nicht automatisch entsprechendes Handeln, leider!
Nehmen wir an, ich habe den „Sprachfehler“, dass ich oft Ja statt Nein sage. Merke, dass ich ausgelaugt bin, ärgere mich darüber, dass ich zu wenig Zeit finde für mich selbst und meine Interessen. Zusätzlich zweifle ich daran, dass meine übergroße Hilfsbereitschaft immer angemessen ist, denn ich habe langsam den Eindruck, andere lehnen sich zurück, weil sie darauf bauen, dass ich springe. Und wenn mich wieder jemand um einen Gefallen bittet, höre ich mich schon wieder zusagen, obwohl ich eigentlich etwas anderes will! Um mich danach über mich selbst zu ärgern und an gar nichts anderes mehr denken zu können… Hier blüht kein Lotos, meine Gedanken sind wie Kletten an der Situation, die ich eigentlich ändern wollte.
Das Ungewollte abperlen lassen und wie eine Lotosblüte aus dem Schlamm wachsen
Hier gibt uns das Selbstmanagement nach dem Zürcher Ressourcenmodell (ZRM®) wertvolle Instrumente an die Hand. Da geht es zuerst darum, eigene Bedürfnisse besser kennenlernen und uns verlässlich für deren Erfüllung einzusetzen. Wenn das vielleicht egoistisch klingt: Im Gegenteil! Denn wenn wir für unsere wirklichen Bedürfnisse sorgen, kommen wir in unsere Kraft und das wirkt sich immer positiv auf unsere Beziehungen aus!
Außerdem können wir uns selbst sensibilisieren für „Frühwarnzeichen“, also Situationen, in denen wir in alte automatische Verhaltensweisen zurückfallen könnten. Und da ist mein Lieblingsinstrument der Wenn-Dann-Plan von dem Psychologen Peter Gollwitzer. Einfach anzuwenden und so wirkungsvoll. So geht’s:
Ich verbinde die Situation, die mich zu Rückfall einlädt mit einem Verhalten, was ich hilfreich finde.
Also angenommen, ich hab es wirklich satt, weiter „Ja“ zu sagen, wenn es in mir „Nein“ schreit, könnte ich folgenden Wenn-Dann-Plan aufstellen:
Wenn ich um einen Gefallen gebeten werde (am besten, ich überlege schon mal, wann das sein könnte, etwa im Verein, beim Elternabend…), dann sage ich, „Dazu muss ich erst mal in meinen Terminkalender schauen, ich gebe dir morgen Bescheid.“ Um dann in Ruhe eine Entscheidung zu treffen…
Aus dem Heilsamen Singen kenne ich das Lied, das häufig zu Geburtstagen gesungen wird:
„Du bist geboren, weil du wichtig bist,
du bist geboren, weil du richtig bist,
du bist geboren, damit das Glück dich küsst,
denn du bist ein Geschenk!“
Ich liebe dieses einfache Lied, weil es zeigt, wie wichtig es ist, dass wir unser Leben leben, wie wir gedacht sind, damit unser Geschenk in die Welt kommt. Und dabei kann das ZRM®-Selbstmanagement eine vergnügliche Hilfe sein. Denke daran: Der Frühbucherrabat für den nächsten ZRM®-Kurs in der EEB Wiesloch endet am 23.03.2018. Vielleicht sehen wir uns dort? 😉
Damit viele Lotosblüten erblühen…
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