Was wir tun können, um Blockaden zu überwinden
JedeR kennt es: Gerade noch war ich voller Elan, voller Begeisterung, plötzlich fehlt mir die Energie, der Antrieb ist weg, dafür stellt sich eine bleierne Schwere ein. Dazu kommen lärmende Stimmen, die mir bestätigen, dass ich es wieder nicht schaffen werde, dass ich einfach nicht gut genug sei… es am besten gleich sein lasse. Das ist die dunkle Seite unseres Ahnenschatzes.
Unser Ahnenschatz ist das Unbewusste, und er enthält alle Erfahrungen, die wir in unserem Leben gemacht haben und Informationen dazu, wie es uns dabei erging.
Also ist dieser Ahnenschatz prall gefüllt mit wichtigen Informationen über uns selbst, deshalb lohnt es sich, ihn näher zuschauen!
Wieso soll unser Ahnenschatz verantwortlich sein für unsere Blockaden?
Das liegt einfach daran, dass unser Unbewusstes, in dem der Ahnenschatz aufgehoben ist, nur die Gegenwart kennt. Wenn ich als Jugendliche eine schwierige Erfahrung gemacht habe, dann finde ich im Ahnenschatz die Hilflosigkeit von damals, auch wenn ich heute viel besser mit einer ähnlichen Situation klar komme. Das heißt, manchmal ist es wichtig, Gefühle und Körperempfindungen (= die Sprache des Unbewussten im Ahnenschatz), wahrzunehmen und zu überprüfen, ob sie mich berechtigterweise zur Vorsicht aufrufen oder ob ich schon viel besser mit der Situation umgehen kann.
Ich will ein Beispiel geben:
Sabine wünschte sich als Jugendliche sehr die Anerkennung ihrer Mutter. Leider war ihre Mutter gefühlsmäßig sehr belastet, brauchte eigentlich selbst Anerkennung. Sie spornte Sabine zu höheren Leistungen an, anstatt das Gute anzuerkennen.
Sabine lernte daraus: „Alles nicht gut genug, ich muss mich mehr anstrengen!“ Und im Laufe ihres Jugendalters strengte sie sich immer mehr an, bekam aber nicht die Bestätigung, die sie sich ersehnt hatte. Als Erwachsene fällt es ihr dann schwer, Lob anzunehmen. „Ach, das ist doch nichts Besonderes!“ antwortet sie dann.
Sie möchte eigentlich mehr teilen von ihrem Hobby, dem Singen von spirituellen Liedern, traut sich aber nicht. Als eine Freundin sie bittet, bei ihrer Geburtstagsfeier mit den Gästen ein paar Lieder zu singen, freut sie sich zuerst. Beim Vorbereiten spürt sie immer mehr, wie sie innerlich erstarrt, sie bekommt Angst zu versagen und bald ist ihr Kopf leer. Sie findet kein Lied mehr, dass sie singen möchte. Das ist die dunkle Seite des Ahnenschatzes.
Ähnliche Geschichten könnte wahrscheinlich jedeR von uns erzählen, oder?
Bei näherem Hinspüren ist das eine Situation mit gemischten Gefühlen. Sabine erstellt eine Gefühlsbilanz (ein Werkzeug aus dem Zürcher Ressourcenmodell, dem ZRM; hier gibt es noch einen Blogartikel dazu).
Mit der Gefühlsbilanz macht sie ihre Gefühle auf zwei unabhängigen Skalen sichtbar.
Sie fühlt sich überfordert, das ist nur zum Weglaufen! Deshalb schiebt sie den „Regler“ auf der roten Seite für die unangenehmen Gefühle auf nahezu 100.
Auf der anderen Seite liebt sie das Singen mit anderen, weil es Leichtigkeit und Zusammengehörigkeit schafft. Deshalb schiebt sie den „Regler“ auf der Seite der angenehmen Gefühle auch fast ganz nach oben.
Die hohen Werte auf beiden Skalen führen dazu, dass sie sich blockiert fühlt. Sie verliert den Zugang zu ihrer Energie. Am liebsten möchte sie ihre Freundin anrufen und alles rückgängig machen.
Weil ihr diese Situation allzu bekannt vorkommt, will sie aber nicht aufgeben. Jetzt wird die Kämpferin in ihr wach! Sie überlegt, was sie tun könnte, um sich besser zu fühlen. Ihr kommt der Gedanke, eine andere Freundin, mit der sie zusammen eine Singgruppe besucht, nach Unterstützung zu fragen.
Die Gefühlsbilanz verändert sich schlagartig. Die positiven Gefühle gehen ganz leicht noch höher, die negativen Gefühle sinken deutlich.
„Oh, das ist machbar!“, denkt sie. Sie bekommt Unterstützung und beide zusammen singen auf dem Geburtstagsfest mit den anderen Gästen, die ganz begeistert mitmachen.
Mit der „positiven Nebenwirkung“, dass Sabine merkt, es klappte viel besser, als sie dachte. Sie bekommtl Lust, so etwas öfter zu machen. Sie hat sich also selbst ein Erfolgserlebnis ermöglicht und tatsächlich viel Bestätigung bekommen!
Was können wir daraus lernen?
Schauen wir uns die Schritte an, die Sabine gemacht hat:
- Sie merkt ihre Gewohnheit, sich abzuwerten und übermäßig selbstkritisch zu sein. Sie hinterfragt, ob das der Wirklichkeit entspricht. Dabei wird ihr klar, dass sie zu streng ist mit sich.
- Sie nimmt ihre widersprüchlichen Gefühle wahr und nimmt sowohl ihre Freude und auch ihre Angst ernst.
- Bei der Gefühlsbilanz spürt sie, dass ihre Freude am Singen sie sehr motiviert.
- Im nächsten Schritt überlegt sie, wie sie die negativen Gefühle vermindern und die postiven stärken kann. Dadurch kann sie die Gefühlsbilanz so verändern, dass sie sich besser fühlt.
- Weil die Angstschwelle beim gemeinsamen Singen niedriger ist, macht sie gute Erfahrungen, die sie weiter motivieren, dranzubleiben.
Mit kleinen Schritten verändert sie ihre Einstellung zu sich selbst, also ihr „Mind-Set“. So kann sie mehr von dem umsetzen, was ihr Freude macht. Sie fasst Mut, denn „Mut ist nicht, keine Angst zu haben, Mut heißt zu handeln trotz Angst!“ Und kleine Schritte sind da ganz wichtig…
Oder noch mal allgemein gesagt, zum Erinnern, was wir tun können, wenn wir feststecken:
- Achte auf Muster und Gewohnheiten, das sogenannte „Mind-Set“, unsere Einstellungen. Denn Einstellungen können wir anders einstellen! 😀
- Schau dir deine Gefühle an, nimm sie ernst.
- Spüre deine Freude, auch wenn du gleichzeitig Angst hast!
- Frage dich, was dir hilft, was die Gefühlsbilanz verbessert,
das ist gelungene Selbstfürsorge.
Bleib dran!
Mache kleine Schritte, denn Erfolgserlebnisse bringen dich weiter.
Für alle, die ihren Ahnenschatz kennenlernen und im Alltag nutzen wollen
oder auch wenn Sie ganz andere Themen mitbringen:
Der nächste Herzspurtreff mit Aufstellungsarbeit und ZRM findet am
Samstag, 24. September 2016 statt,
wie gewohnt in Walldorf, von 14 bis 18 Uhr, nähere Informationen hier;
Voranmeldung ist unbedingt erforderlich.
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