Rastest du noch aus oder verstehst du schon?

Loslassen und annehmen, was ist

Bild von Paulwip gefunden bei Pixelio

Annehmen, was ist, als gelebte Selbstliebe

Es gibt einfach Themen, da reagiere ich empfindlich. Eigentlich sehne ich mich so sehr danach, die Ruhe selbst zu sein. Und wenn dann mein Gegenüber eine bestimmte Formulierung benutzt oder auch nur mit einem typischen Gesichtsausdruck oder einer Geste bei mir Widerwillen auslöst, dann kommt es mir vor, als habe jemand ein Streichholz an Gas gehalten: Ich könnte explodieren. Höre mich Dinge sagen, die ich nicht in Ordnung finde und auch bei klarem Verstand nicht unterschreiben kann.

Nach solchen Vorfällen ist es wichtig, sich selbst zu reflektieren, zu fragen: „Was reizt mich so sehr, dass ich so ausraste?“ Aber oft kommen wir nicht weiter. Und gute Vorsätze, sich das nächste Mal zusammenzureißen verpuffen allzu oft und wir finden uns bald in einer ähnlichen Situation wieder.

Stellen wir uns nun vor, wir beobachten eine solche Szene, wie sie zwischen zwei Menschen abläuft, die wir beide sehr schätzen. Und wie wir beide unterstützen könnten, insbesondere die/den von beiden, die/der so in Rage gekommen ist.

Sicher würden wir sie oder ihn unterstützen, sich selbst mit der heftigen Reaktion zu verstehen und wieder zur Ruhe zu kommen. Wir würden fürsorglich fragen, „Was brauchst du jetzt?“
Genau das wäre auch die geeignete Umgehensweise mit uns selbst. Nur leider behandeln wir uns selbst oft so hart und unerbittlich, dass die ganze Situation nicht entspannter wird sondern eher weiter eskaliert.

Möglicherweise führt unser Entsetzen über unsere Reaktion dazu, dass wir sie am liebsten ungeschehen machen wollen. Entweder wir gehen aus dem Kontakt oder aber wir bitten um Entschuldigung und versuchen das Ganze hinter uns zu lassen. Nur solange wir nicht verstanden haben, welcher Funke da den Konflikt entzündet hat, wird die nächste Gelegenheit wieder zur Eskalation führen.

Deeskalation –  wie geht das?

Womöglich können wir uns nicht beruhigen und suchen bei den Umständen oder dem Gegenüber nach Auslösern… die es tatsächlich geben kann. Nur: Vielleicht wäre jemand anders nicht so betroffen gewesen wie ich selbst, hätte sich vielleicht kurz gewundert, mit der Schulter gezuckt und gemerkt: „Das hat jetzt mit mir rein gar nichts zu tun, die/der hat ein Problem.“

Darum geht es mir heute. Wenn starke Gefühle ausgelöst werden, möchten wir am liebsten flüchten oder draufhauen. Angst, die wir vielleicht gar nicht bewusst wahrnehmen, drängt uns zu diesen drastischen Reaktionen. „Nur schnell wieder Kontrolle übernehmen!“ Aber Kontrolle ist im Grunde gar keine Möglichkeit. Denn was im Leben ist schon kontrollierbar?

Wir wiegen uns in Sicherheit. Aber es gibt eigentlich nur die Sicherheit der Unsicherheit (dazu hat Gila Antara ein schönes Lied geschrieben)! Und weil wir gern Kontrolle hätten, tun wir gern so, als ob das möglich wäre, z.B. indem wir versuchen, andere Menschen zu beeinflussen, das zu tun, was wir uns vorstellen.

Druck auf andere auszuüben, ist nie eine gute Sache. Was aber viel schlimmer ist: Wenn wir die Illusion der Sicherheit pflegen, blenden wir aus, was nicht dazu passt. Und das ist brandgefährlich!
Denn dann sehen wir nicht die Situation, wie sie ist, sondern wie wir sie haben wollen! Wir verpassen es dann möglicherweise, Grenzen zu setzen, Gespräche zu führen, gut für uns und unsere Beziehungen zu sorgen… und fügen uns und anderen damit Schaden zu!

Lerne, annehmen was ist!

Das ist für mich der Schlüssel!
Hinschauen, den Mut haben, auch Schwieriges in den Blick zu nehmen ohne Schönfärberei! Häufig höre ich dann Einwände wie: „Soll ich alles hinnehmen?“ oder „Wenn ich annehme, was ist, dann passiert Schlimmes! Ich muss doch Einfluss nehmen!“
Für mich ist dieses „Annehmen“ nichts Passives. Es ist mutiges Hinschauen, in mich spüren, was bei mir ausgelöst wird, Verantwortung für meine Gefühle übernehmen, sie nutzen, um mich selbst zu verstehen. Und dann handeln. Und das ist dann nicht blindes Agieren, um irgendwie Kontrolle wiederzuerlangen. Ich plädiere dafür, Ja zu sagen zu mir selbst und dazu, wie ich die Situation im Jetzt erlebe. Mir bewusst werden, dass dabei auch alte Verletzungen berührt werden. Aber deshalb eben nicht losschlagen. Sondern möglichst erst wieder eins werden mit mir selbst und dann bewusst handeln – möglichst liebevoll mir selbst und anderen gegenüber.

Gar nicht so leicht, mögen Sie jetzt einwenden. Ja, das ist wohl wahr. Und es gibt einfache Möglichkeiten, wie wir uns in schwierigen Konfliktsituationen uns selbst zuwenden und SelbstLiebe geben können. Zum Beispiel sich Raum schaffen und tief durchatmen. Oder eine Atemübung machen. Wichtig ist nur, dass wir von den gewohnten automatischen Reaktionen wegkommen, hin zu SelbstLiebe. Die gute Nachricht: Auch gute Gewohnheiten schleifen sich ein! Wenn wir immer wieder innehalten, für uns selbst sorgen, dann „überschreiben“ wir sozusagen die alten selbstzerstörerischen Muster. Die sogenannte Plastizität unseres Gehirns ermöglicht es uns bis ins hohe Alter, selbstzerstörerische Gewohnheiten zu verändern.

Veranstaltungstermine…

…schon mal zum vormerken 😉

Friedenstänze

ausnahmsweise mal am Samstag, 16.09.2017
Näheres dazu und die folgenden Termine finden Sie hier.

Herzspurtreff

am Sa, 07.10.2017 wie immer in Walldorf von 14 – 18 h
Näheres dazu und die folgenden Termine finden Sie hier.

ZRM-Kurzseminar in Wiesloch
Selbstliebe Statt Kampf gegen sich selbst

Am Mo 06.11.2017, von 19 bis 22 h in der EEB in Wiesloch
Kostenlos! Aber bitte Anmeldefrist beachten!
Näheres dazu und die folgenden Termine finden Sie hier









 

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