Ohne Urteile geht es nicht
Urteilen ist wichtig, um gute Entscheidungen treffen zu können. Und manchmal fällt es auch sehr schwer, weil es auch beinhaltet, Alternativen abzuwählen.
Wir urteilen über andere Menschen oder auch über uns selbst fast ständig aus unterschiedlichen Gründen, oft ist uns das gar nicht bewusst. Gabrielle Bernstein sieht die Ursache dafür darin, dass wir „aus der Liebe, die unsere wirkliche Natur ist, herausgefallen sind.“
Verurteilen vergiftet
Dadurch fühlen wir uns verletzlich, reagieren mit Angst und versuchen uns durch Urteile zu schützen. Oft sind wir konfrontiert mit eigener Unzulänglichkeit. Unsere Urteile über andere sind ein Versuch, uns über sie zu erheben, besser zu sein. Oder wir wollen Ängste, Schwächen und vielleicht auch Schuldgefühle nicht spüren. Also projizieren wir sie auf andere. Damit vergiften wir uns nicht zuletzt deshalb, weil wir mit all diesen Aktionen die Illusion der Getrenntheit stärken. Statt zu spüren, dass wir alle verbunden sind, dass wir alle ähnliche Kämpfe auszufechten haben, mit ähnlichen inneren Monstern kämpfen, trennen wir uns durch Urteile und wundern uns dann, dass wir uns einsam und verzweifelt fühlen. So wirkt das Gift des Verurteilens!
Was nun?
Was wir nun tun können, um aus diesem Teufelskreis auszusteigen?
• Erst mal überhaupt wahrnehmen, dass ich urteile
(ohne mich dafür gleich wieder zu verurteilen!).
• Schmerzliche Gefühle zulassen und gut für mich selbst sorgen: Selbstliebe und Selbstfürsorge, sich selbst verzeihen und sich so akzeptieren wie ich jetzt bin statt Selbstkritik!
• Sich immer wieder daran erinnern, dass Verurteilen nicht hilfreich ist!
Gabrielle Bernstein rät in ihrem Buch „Judgement Detox“, sich immer wieder daran zu erinnern:
„…das, was ich verurteile, ist nicht das, für das ich es halte.“
Wir können oft nicht beurteilen, warum andere Menschen so handeln… und wenn wir aufhören, zu urteilen, kommen wir wieder zur Ruhe.
Wir können stattdessen lernen, anzunehmen, was ist (was wir sowieso nicht ändern können!).
• Um die Illusion der Trennung zu überwinden, können wir uns an die innere Führung wenden. Sie um Hilfe bitten für den nächsten Schritt.
Denn meist wird Veränderung nicht möglich durch Riesenschritte. Für unsere Psyche ist es einfacher, kleine Schritte, einen nach dem anderen, zu machen.
Verzeihen bedeutet auch, zurückfinden zur Liebe in dir!
Wenn wir Menschen verurteilen, die uns verletzt haben, geht es auch um Verzeihen. Wörtlich bedeutet das „Verzicht auf Rache.“ Das heißt, hier sollen wir nicht Schuld bemessen oder Schuld erlassen, das wäre „vergeben.“ Niemand kann die Schuld anderer wirklich einschätzen oder beurteilen. Und das hilft auch nicht weiter.
Um wieder zur Ruhe zu kommen oder um die Verletzung zu überwinden, ist es notwendig zu verzeihen. Und hier ist es wie beim „wieder heil werden.“ Das ist eigentlich ein Wunder der Natur! Wir können und wir sollten gute Bedingungen dafür schaffen. Ähnlich wie wir eine Wunde säubern und verbinden, so sollten wir auch gute Bedingungen dafür schaffen, verzeihen zu können. Wir können es nicht einfach machen, es ist ein Prozess, zu dem wir uns Schritt für Schritt bereit machen. Unter Umständen dauert es länger, als uns lieb ist. Und dann ist es gut, die innere Führung um Hilfe zu bitten. Zum Beispiel zu fragen: „Was wäre ein guter nächster Schritt?“
Welche innere Führung? Über unser Unbewusstes sind wir verbunden mit allem, was wir je erlebt haben und außerdem auch mit dem Wissen, den Moralvorstellungen und dem Erleben unserer Gesellschaft einschließlich unserer Vorfahren. Und die Sprache unseres Unbewussten sind unsere Gefühle, körperliche Empfindungen und auch innere Bilder. Um diese Sprache zu verstehen, tut es gut still zu werden, nach innen zu hören oder zu spüren. Gleichzeitig überwinden wir damit das Gefühl, getrennt zu sein. Wir öffnen uns wieder für die Liebe, für die Verbindung zu uns selbst, zu anderen und zur Quelle allen Seins.
Ein Lob auf die kleinen Schritte
Wenn wir uns jetzt an die „kleinen Schritte“ erinnern und daran, dass es „gut ist, langsam zu gehen, wenn wir es eilig haben,“ dann kann es gut weitergehen!
Eine buddhistische Weisheit besagt: „Es gibt keine große und schwierige Aufgabe, die sich nicht in kleine, leichte Aufgaben unterteilen ließe.“ Finde also den nächsten machbaren Schritt mit Hilfe deiner inneren Führung und tu ihn gleich! Und dann entspanne dich, sorge gut für dich und vertraue dem Prozess!
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