Glücksmoment in einer schwierigen Zeit
Ich erinnere mich an einen Moment, in dem ich sehr traurig war, als ich meine Mutter auf ihrem letzten Weg begleitete. Auf dem Heimweg entdeckte ich in der Mitte auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen meine Lieblingsblume, eine Stockrose. Diese wunderschönen Blumen wachsen besonders gut auf kargem Boden. In dem Moment freute ich mich riesig, als blühte die Stockrose extra für mich. Meine Situation war unverändert schwer. Aber ich hatte zugelassen, dass die Schönheit zwischen den Leitplanken der Schnellstraße mich berührte. Schmerz und Verzweiflung hatten nicht mehr die Oberhand.
Kein Glücksmoment ist zu klein
Oder eine Situation bei der Visite im Krankenhaus: Der Arzt fragt eine depressive Patientin: „Welche Situationen tun Ihnen gut?“ „Es gibt keine,“ antwortet sie ihm. Der Arzt fragt weiter: „Wie ist es, wenn sie morgens duschen und das heiße Wasser über Ihren Rücken läuft?“ „Oh, meint sie, gilt das auch?“
Ja, das gilt! Kein Glücksmoment ist zu klein! Denn jede kleine Freude kann uns aus dem Griff von Hoffnungslosigkeit befreien, wenn wir sie nur wahrnehmen und wertschätzen.
Forscher haben herausgefunden, dass glückliche Menschen Positives deutlicher wahrnehmen. Meist ist es nicht das „große Glück“, das Menschen zuversichtlich auf ihr Leben schauen lässt. Es sind die unscheinbaren kleinen Glücksmomente!
Hier geht es nicht um Selbstoptimierung! Und auch nicht darum, uns etwas schönzureden.
Wenn wir zulassen, dass Freude uns berührt, dann gewinnen wir Energie. Und wir nehmen wieder mehr teil an der Welt, können wieder mehr von dem geben, was wir zu geben haben!
Ein hilfreiches Ritual für den Alltag
Rituale, um das Bewusstsein für kleine Glücksmomente zu schärfen, gibt es viele. Manche nehmen sich eine Handvoll Bohnen in die linke Hosentasche. Um dann bei schönen Momenten jeweils eine Bohne in die rechte Hosentasche zu legen. Und sie erinnern sich abends voll Dankbarkeit an die Glücksmomente und spüren so ihren Reichtum immer deutlicher.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, täglich kleine Zettel mit Erinnerungen an gute Erlebnisse zu schreiben, sie in einem Glas zu sammeln und am Ende des Jahres mit Freude zurückzuschauen.
Und wie schon Francis Bacon sagte: „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“
Glücksmomente helfen, immer mehr zu werden, wie wir gedacht sind…
Für mich ist es einfach „wunder-voll“, Freude auf diese Weise zu kultivieren. Denn ich habe das Gefühl, das hilft mir, mich weiterzuentwickeln und immer mehr so zu werden, wie ich gedacht bin. Und auch wenn beileibe nicht alles ideal ist, Freude macht Mut und hilft, die eigene Kraft deutlicher wahrzunehmen!
„Der Mensch strebt nach Glück, nicht weil Glück sein Leben erhält, sondern weil sein ureigenstes Wesen Glückseligkeit ist.“ Hazrat Inayat Khan
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